Kerstin Beckert | Jahresrückblick 2022

Jahresrückblick 2022

Lesedauer 9 Minuten
    Ein aufgeschlagener Tagesterminer im Hintergrund. Im Vordergrund der Text: "Mein Jahresrückblick 2022". Farbe des Bildes ist Grün.
     

    Ganz persönlich und eine echte Premiere: Mein Rückblick auf das Jahr 2022

    Wegen eines technischen Updates leider etwas verspätet …

     

    Da kam was auf mich zu

    Ein gewisses Alter wird oft mit Abgeklärtheit und Gelassenheit gleichgesetzt. Doch egal, wie lange ich meinen Beruf schon ausübe, es gibt immer wieder Premieren, die mich vor große Herausforderungen stellen. Nicht, dass mich alles und jeder aus der Bahn werfen würde. Oder dass ich jeden Tag wütend schimpfend über die Welt, mit einer kleinen Dampfwolke über dem Kopf, durch die Wohnung toben würde. Eher halte ich es mit einem antiken Sprichwort, wenn ich sage, dass ich weiß, was ich alles nicht weiß. Eines aber weiß ich ganz bestimmt: Auf dieser sich so schnell verändernden Welt gibt es auch für mich immer wieder Neues zu entdecken.

    Im Jahr 2022 war das definitiv nicht anders.

    Premiere 1: Leere Speiseölregale und Inflation

    Dabei spreche ich nicht einmal über globale Veränderungen wie den Ukraine-Krieg, den sich ausbreitenden Nationalismus, den Hunger und die Not überall auf dieser Welt, die Klimaveränderungen oder den Artenschutz. All diese Themen sollen spezialisiertere Personen einordnen. Lieber möchte ich an dieser Stelle (nach reiflicher Überlegung) eher persönliche Erfahrungen einbringen. Eine sehr ungewöhnliche Premiere war der Mangel an Sonnenblumenöl.

    Ein Feld mit vielen gelben Sonnenblumen, die blühen.
    Bild aus dem August: Auf dem Feld leuchten die Sonnenblumen, als Öl sind sie heiß begehrt.

    Wie haben mich die leergefegten Regale an den Klopapier-Beschaffungs-Marathon im Jahr 2020 erinnert! Zur Jägerin mutiert, waren meine Lieben und ich monatelang nach akzeptablen Alternativen, Restposten oder Geschäften auf der Suche, die noch ein kleiner Geheimtipp waren. Dann das gute Gefühl, als man nach Wochen endlich wieder Sonnenblumenöl oder andere Produkte zu einem halbwegs (!) vernünftigen Preis einkaufen konnte. Vorerst. Denn im Herbst nahm die Inflation ja erst richtig Fahrt auf, betrug laut Statistischem Bundesamt am Ende fast acht Prozent (Quelle: www.destatis.de, abgerufen am 26.1.2023). Nahrungsmittel wie Sonnenblumenöl waren sogar um rund 63,9 Prozent teurer, als im Vorjahr! Eine rapide Preissteigerung, die ich trotz Irakkrieg oder Atombombenangst in den 80er und 90er Jahren noch nicht erleben musste. Zum Glück. Obwohl, wenn man an die ersten Jahre nach der Euro-Einführung denkt? Naja, lassen wir das lieber.

    Premiere 2: Von Lockdown und Sommerdürre

    Aber es gab auch schöne Premieren, etwa den ersten Besuch im Outdoor-Café nach dem Schnee-Einbruch Anfang April.

    Im Blumenkasten sind erfrorene Blüten, ein wenig Grün und viel Schnee zu sehen. Ein Kakao im Glas und eine weisse Kaffeetasse, auf der Terrasse eines Cafés getrunken.
    Bilder von März und April: Eingefrorene Blüten im Blumenkasten und ein leckerer Kaffee auf der Terrasse lagen nah beieinander.
     

    Wie wunderbar kann es doch sein, wenn man sich draußen, gemütlich an einem Tisch sitzend, nach langer Zeit endlich wieder die Sonne auf das Gesicht scheinen lassen, einen großen Eisbecher und das daraus resultierende Freiheitsgefühl genießen kann.

    In den nächsten Monaten erinnere ich mich vor allem an den immer wiederkehrenden Saharastaub (mancherorts sogar mit einem orangegefärbten Himmel assoziiert), sowie an die große Sommerdürre.

    Das Thermometer zeigt: Schon im Juni 22 wurden über 30 Grad Celsiums erreicht. Eine Fensterbank mit gelbem Saharastaub, auf der "Sau Schön" geschrieben steht.
    Bilder vom Mai und Juni: Schon früh beginnt die Hitze, dazu gibt es eine Schicht Saharastaub.
     

    Der erste ergiebige Landregen im August war trotz aller Erfahrungen mit den Wetterkapriolen der letzten zwei Jahrzehnte eine überraschend große Erleichterung. Endlich richtig durchatmen, die Fenster aufreißen, durchlüften. Der Natur dabei zusehen, wie sie sich durch das willkommene Nass langsam regeneriert.

    Bild einer Wiese, auf der das Gras beige verbrannt ist.Regentropfen am Fenster, Bildausschnitt.Endlich wieder grüne Wiesen, im Hintergrund ein Steinweg, vorne links eine lila Lavendelblüte.
    Bilder vom August und September: Verbrannte Wiesen wurden durch den Regen langsam wieder grün.
     

    Ockergelb verbrannte Wiesen wurden im Herbst wieder saftig und die Blätter der Bäume vor meinen Fenstern leuchteten in einem Grün, wie man es sonst nur vom Frühling kennt.

    Solch kleine Wunder haben auch das Jahr 2022 geprägt.

    Premiere 3: Wenn Johannes Kepler auf künstliche Intelligenz trifft

    Beruflich hat sich ebenfalls einiges bewegt. Ein besonderes Highlight: Dass endlich meine cross-mediale Reihe über Johannes Kepler fertig wurde. Was lange währt, wurde 2022 endlich gut. Rund fünf Monate hat die ganze Sache insgesamt gedauert, wenn man genauer rechnet. Aber welcher Pingelskopp rechnet das schon … ;o) …?

    Herausgekommen sind ein Blog-Beitrag, zwei Audioslides auf meinem Youtube-Kanal nature-slides, sowie ein Erklärvideo.

    Eine Panorama-Grafik aus dem Bereich Astronomie, in der linken Ecke sieht man einen hellbraunen Planeten, der Rest ist dunkelblau.

     
    Vielleicht kommt später noch ein Interview über Katharina Kepler hinzu? Die Bucket-List freut sich schon.

    Im Blogartikel Kann Künstliche Intelligenz journalistische Texte schreiben? habe ich mich das erste Mal mit der Frage auseinandergesetzt, welchen Einfluss die KI künftig auf den journalistischen Alltag haben könnte. Ein Thema, das uns alle im Jahr 2023 sicherlich weiter beschäftigen wird.

    Außerdem durfte ich dank des vielfältigen Online-Angebots im Jahr 2022 so viele Seminare besuchen, wie selten zuvor, konnte einige Kenntnisse aus älteren Kursen auffrischen.

    Premiere 4: Warum Akquise kein Fleischverkauf ist

    Beispielsweise in administrativen Seminaren, etwa zur Akquise. Denn selbst JournalistInnen können durchaus Hemmungen haben, wenn es darum geht, sich am Telefon wie ein Stück Fleisch anzupreisen. Aber ich habe gelernt, ich bin kein Stück Fleisch (welch Wunder … ;o) …). Und für eine erfolgreiche Akquise muss man sich auch nicht anbieten wie ein solches. Vielmehr handelt es sich dabei um eine kontinuierliche, durchaus kommunikative Tätigkeit, die man immer wieder in seinen Alltag einbauen sollte. Und mal ehrlich: Kommunikation mögen wir Textschaffende recht gern, weil man oft etwas Neues und spannende Mitmenschen kennenlernt.

    Die anderen Seminare hatten vor allem zwei Schwerpunkte: besser Bloggen sowie das Erstellen von crossmedialen Inhalten.

    Premiere 5: Neue Ideen für die Bloggerin

    Beim Thema „Bloggen“ habe ich beispielsweise gelernt, was es heißt, dynamisch zu bloggen. Also regelmäßig und mit Leidenschaft über das zu schreiben, wovon man etwas versteht, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Herausgekommen sind viele neue Themen-Ideen, von denen einige schon umgesetzt wurden. In einem Blogbeitrag geht es beispielsweise darum, warum ich für mein Studienfach Biologie so brenne. Wer wissen möchte, was ein „Erklärbär“ damit zu tun hat, findet im Artikel Meine 10 besten Gründe, um die Biologie zu lieben eine Antwort.

    Dieser Jahresrückblick ist ebenfalls das Resultat der Blogging-Seminare. Die Aktivierung der Kommentarspalte steht dagegen auf der Bucket-List für 2023. Denn Bloggen heißt Kommunikation, das habe ich ebenfalls gelernt.

    Premiere 6: Start in das Abenteuer Social-Media

    Social-Media gehört ebenfalls zur Kommunikation. Aus diesem Grund folgte – neben meinen bisherigen Profilen auf Xing und Torial – ein neuer Account auf LinkedIn.

    Nach der inhaltlichen Neuausrichtung von Xing habe selbst ich DinosaurierIn aus der Prä-Social-Media-Zeit (ich war vermutlich eine der letzten dieser Art) gelernt, dass mir ein neuer Entwicklungsschritt bevorsteht. Aufrechtgehen war ja kein Problem, das LinkedIn-Profil aber schon. Nun gut, das Abenteuer hat begonnen, und ich freue mich darauf.

    Ob noch weitere Accounts auf Instagram oder Mastodon folgen, wird das Jahr 2023 zeigen (kleiner Spoiler: Auf Mastodon hat es geklappt).

    Premiere 7: Crossmediale Inhalte und Content-Creating

    Was in den nächsten Jahren ganz sicher kommen wird, ist ein eigener Podcast. Trotz meiner Audio-Erfahrung habe ich mich bisher an einen eigenen „Kanal“ nicht gewagt. Zu viele Hürden gab es noch vor wenigen Jahren. Wer könnte ein Intro einsprechen, wer die Musik komponieren? Und wo biete ich den Podcast an? Doch die aktuelle Entwicklung dieses Formats sowie die Vielfalt der neuen, technischen Möglichkeiten haben mich darin bestätigt, auch dieses Abenteuer zu wagen. Wer also eine gute Idee oder einen Wunsch hat, über welche Themen er etwas von mir hören möchte … Vorschläge per Email sind herzlich willkommen.

    Seminare zur Produktion von crossmedialen Inhalten oder zum Thema „Content Creator“ gehörten 2022 außerdem dazu. Wirklich beeindruckend, wie sich das Feld rund ums Storytelling in den letzten Jahren entwickelt hat. Und wie leicht sich mittlerweile ein Inhalt für verschiedene Kanäle aufbereiten lässt. Ob es sich nun um einen Magazin-Artikel, einen Blogbeitrag, ein Video auf Youtube, Instagram oder einen Podcast handelt.

    Premiere 8: Nervenaufreibender Kampf mit der Website-Technik

    Was 2022 noch auf der Premieren-Liste stand? Ein spannendes Seminar über den konstruktiven Journalismus und ein weniger spannender, aber nervenaufreibender Absturz meiner Website. Schuld war das Update eines Plugins samt meiner PHP-Version. Was PHP ist? An sich langweiliges Technik-Gedöns, welches für Nicht-Website-Betreiber zurecht unwichtig ist. Wenn man aber eine eigene Seite hat, und unglaublich naiv einfach die nächste Version aktiviert (das aber für nicht so wichtig hält) und dann eine Stunde später auf der WordPress-Website nix mehr geht. Dann wird das Gedöns ganz schnell zur wichtigsten Sache der Welt.

    Wie unglaublich dankbar war ich nach zig Backup-Runden (von der ganzen Datenbank plus sämtlicher Plugins) sowie gefühlten Bergen von Hilferufen per Email, als das Kundencenter meines Webhosters in einem Nebensatz empfahl, noch einmal auf die alte Version zurückzukehren.

    Schwuppdiwupp, war die Website wieder da. Klassisches Beispiel für das Prinzip „Kleine Ursache, Mega-Wirkung“. Naja, immerhin weiß ich nun, wie sich ein Backup einspielen lässt, was ein Errorlog ist oder wie eine SFTP-Datenbank aussieht. Erneut was gelernt.

    Was gab es ferner Neues im Bereich der „Natur“? Einiges.

    Premiere 9: Was wächst und lacht denn da?

    Zum Beispiel wurde die Frage beantwortet, ob ein lichthungriger Korbblütler wie der Sonnenhut auf meinem windigen Balkon im Topf wächst (jupp, tut er, er bildet sogar Samen). Und wie gut sich die im Februar für einen Blogbeitrag vorgezogenen Löwenmäulchen entwickeln werden (auch hier ein dickes „ja“, trotz wenig Erde haben sie über die Sommermonate in drei Farben geblüht).

    Gelbe Sonnenhut-Blüte mit schwarzem Samenstand und einer kleinen Wildbiene.Löwenmäulchenblüten in den drei Farben weiss, zitronengelb und lila.
    Bilder aus dem Herbst: Sonnenhut und Löwenmäulchen haben trotz Hitze und Trockenheit tapfer durchgeblüht.
     

    Zudem weiß ich nun, wer da in den Sommermonaten so blöde im Vorgarten lachte.

    Ein Vogel musste es sein, das stand früh fest. Möwen waren im Raum Stuttgart eher unwahrscheinlich. Wer also sollte für jene Tönen aus dem „Off“ verantwortlich sein, die an ein keckes Lachen erinnern? Lange ließ sich der Schuldige nicht blicken, hielt sich in einer über 10 Meter hohen Kiefer gut versteckt. Ein durch die Dürre des Sommers vertrocknetes Stück Gras aber brachte es (ihn!) schließlich ans Licht. In diesem Stück freigelegter Erde hatte sich ein kleines Ameisenvolk eingerichtet. Und da konnte der „Lachhans“ einfach nicht widerstehen.

    Das Beweisfoto aus dem August zeigt: Ein junger Grünspecht ließ sich die Ameisen schmecken.
    Grünspecht mit roter Haube auf einer Wiese vor einem trockenen Sandfleck.
     

    Die Krabbler fanden übrigens auch ihren Weg auf meinen Balkon. Leider muss man fast schon sagen. Allerdings hielten sich diese vorzugsweise in den beiden Blumenkästen mit den naturnahen Wiesen auf, hatten dort wohl eine Außenstelle ihrer Vorratskammer eingerichtet. Was man daran sah, dass sie eifrig die Stängel der Blumen hinaufkletterten, dort reife Samen ernteten und damit in einem kleinen Erdloch verschwanden. Nur eine von ihnen lief stundenlang im Kreis.

    Ameise hält mit ihren Beisswerkzeugen ein Samenkorn fest und läuft auf dem Rand eines braunen Blumenkastens herum.
    Bild aus dem August: Die kleine Ameise fand wohl wegen des großen Samenkorns ihren Weg ins Nest nicht.
     

    Premiere 10: Wenn Hühnerställe auf der Wiese sprießen

    Was war noch? Die bahnbrechende Erkenntnis, dass Outdoor-Hühnerställe in der näheren Umgebung wie Pilze aus dem Boden schossen. Spannend wurde es, wenn die Hühner schnurstracks zu einem Unterstand wetzten (das Verrückteste war ein Trampolin), etwa wenn ein Raubvogel über dem abgesteckten Wiesenstück hinwegflog. Aber wie artgerecht sind diese Ställe? Das wäre vermutlich eine gute Idee für einen neuen Blogartikel. Oder haben Sie diesbezüglich eine Idee?

     


    Video vom Dezember: Openair-Hühnerstall auf dem Feld mit Originalgackern.
     

    Damit bin ich am Ende meines ersten Jahresrückblicks angekommen. Der nächste wird wohl nicht weniger verrückt, aber das ist dann eine neue Geschichte.

     
    Letztes Update: 24.04.2024
     
     
     

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