Kerstin Beckert | Im Wandel der Jahreszeiten: Herbst

Im Wandel der Jahreszeiten: Herbst

Lesedauer 4 Minuten

 

    Der Herbst ist da!

    Wenn das Farbspektakel in den Baumkronen beginnt

     
    Das Ende eines braunen Baumstamms mit braunem Herbstlaub, das auf dem Boden liegt.
    Bild: Die Blätter fallen wieder.

    Auch wenn die augenblicklichen Temperaturen eher zu einem Eisbecher passen – mit dem Oktober naht auch der Herbst. Und mit ihm die ersten bunten Blätter. Ein Spaziergang durch den Wald und das Laub raschelt wieder unter den Schuhen. Für mich eine der schönsten Jahreszeiten.

    Trockenstress sorgt für Blattverlust

    Ein Blick aus dem Wohnzimmerfenster zeigt, dass der „Indian Summer“ auch hierzulande vor der Türe steht. Im Moment verlieren die Laubbäume ihre Blätter vielerorts leider hauptsächlich durch die lange Trockenheit. Das setzt sie unter Stress, und sie werfen verfrüht gelb-bräunliche Blätter ab. Ein Schutzmechanismus, der den Baum vor dem Vertrocknen schützen soll. In diesem Jahr traf es einige der Bäume vor meinem Wohnzimmerfenster schon Anfang Juli. Die langanhaltende Dürre des Frühsommers hatte dazu geführt. Glücklicherweise folgten dann einige Regenfälle und ein Restbestand an Blättern blieb grün.

    Gemeinsam Stadtbäume gießen

    Leider kommt es durch den Klimawandel in den letzten Jahren häufiger zu verfrühtem Laubfall. Für den Baum an sich eine erste Rettungsmaßname. Doch durch den Blattverlust kann er weniger Photosynthese betreiben. Und das schadet ihm über die Jahre, da er nicht genug „atmen“ kann.

    In Berlin gibt es daher eine Initiative, bei der die Bürger „ihre Bäume“ im Sommer gießen und sie so vor Trockenstress schützen können. Organisiert wird dies über die App giessdenkietz.de. Auf diese Weise sollen nicht immer die gleichen Bäume gewässert werden. Eine innovative Idee um das Stadtgrün zu schützen. Denn Bäume sind auch Lebensraum für Vögel und viele Insekten.

    Was ist Photosynthese?

    Für die Lichtreaktion ist bei Pflanzen vor allem das so genannte Chlorophyll notwendig. Ein bisschen lässt sich das mit einem Solarpanel auf dem Dach vergleichen. Aus Sonnenlicht wird nutzbare Energie. Dazu benötigt der Baum nur das in den Blättern eingelagerte grüne Chlorophyll, sowie Sonnenlicht, Wasser aus dem Erdboden – und Kohlendioxid. Das farblose CO2 nimmt er über winzige Blattporen aus der Luft auf.

    Grünes Blatt vor blauem Himmel, leicht beleuchtet durch die Sonne
    Bild: Blattgrün ist wichtig für die Photosynthese.
     
    Ohne den grünen Farbstoff kann der Baum in den warmen Monaten keinen Zucker (genauer: Stärke) herstellen. Die Energie aus der Photosynthese ist also nötig, damit ein Baum leben, wachsen und im Frühjahr neue Blätter bilden kann. Außerdem wird der für uns lebensnotwendige Sauerstoff produziert.

    Auch Bäume halten Winterruhe

    Im Herbst bereiten sich Laubbäume jedoch auf den Winter vor, indem sie die Produktion von Chlorophyll einstellen und ihre Blätter abwerfen. Täten sie dies nicht, könnten feine Wasserleitungsbahnen durch Eiskristalle geschädigt werden. Außerdem würden sie buchstäblich „verdursten“, da ihre Wurzeln im gefrorenen Boden kein Wasser finden. Deshalb lagert der Baum alle für ihn wichtigen Stoffe im Stamm und den Wurzeln ein, sobald die Tage kürzer und kälter werden.

    Herbstliches Farbspektakel

    Chlorophyll wird dazu in farblose Bestandteile zerlegt, wodurch die Blätter nach und nach ihre grüne Farbe verlieren. Zurück bleiben Stoffe, die für die Nährstoffversorgung nicht so wichtig sind. Diese Pigmente sorgen für das bunte Treiben im Herbst. So genannte Carotinoide färben die Blätter beispielsweise in Gelb oder Orange, Anthocyane sorgen für eher rote und violette Töne. Welches Pigment überwiegt, hängt von der jeweiligen Baumart und ihrem Standort ab.

    Leuchtend gelbe Ahornblätter vor blauem Himmel.
    Bild: Sonnige Tage, bunte Blätter.
     
    Je mehr Sonnenlicht der jeweilige Baum am Tag „tanken“ konnte, desto leuchtender die Farben. Sind die Nächte kalt, werden diese auch nicht so schnell abgebaut.

    Ein kühler Herbst kann also Vorteile haben, obwohl mir persönlich wärmere Tage lieber sind. Aber ich bin ja auch kein Baum … 😉.

    Übrigens: Auch die herunter gefallenen Blätter haben eine wichtige Funktion. Sie schützen den Boden vor eisigen Winternächten, sind ein wichtiger Bestandteil beim Humusaufbau und bieten außerdem verschiedenen Tieren einen Lebensraum. So nutzen Igel, Spinnen oder Marienkäfer das Laub in der kalten Jahreszeit als Unterschlupf. Und Haselmäuse verwenden es gerne als Baumaterial für ihr Nest.

    Gut, wenn das Blättermeer einfach mal liegen bleiben kann (natürlich nur, wo dies möglich ist).

    KI-generiertes Bild einer puscheligen Haselmaus. Ansicht von vorne mit großen, schwarzen Augen. Man sieht anhand von zwei roten Bromeeren an der Seite und grünen Blättern, dass sie in einem Strauch sitzt.
    Bild: So stellt sich StableDiffusion eine Haselmaus im Brombeerstrauch vor (created by Stablediffusion, prompted by Kerstin Beckert). Wer ein Foto des Originals sehen möchte, findet es hier.
     

    Herbstlaub cross-medial

    Wer im „Indian Summer“ einen kleinen Herbstspaziergang durch den Leonberger Stadtpark machen möchte, findet die passende Audioslide auf meinem Youtube-Kanal „nature-slides by Kerstin Beckert“.

    Ein Weg, der durch eine Baumallee führt. Das Bild strahlt Herbststimmung aus, man sieht bunte Blätter auf beiden Seiten des Weges.
    Bild: Herbstfarben in Leonberg.
     
     

    Autorin (Idee, Konzept, Texte): Kerstin Beckert
    Bilder in diesem Blog-Beitrag: Kerstin Beckert (all rights reserved) und StableDiffusion (wo vermerkt).

     
    Letztes Update: 12. Oktober 2023

     

    #Herbst, #Herbstlaub, #Photosynthese, #Chlorophyll, #Trockenstress, #Klimawandel

     

     

     

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