Kerstin Beckert | Tierporträt – die Bilche (Teil 2) – Haselmaus

Tierporträt – die Bilche (Teil 2) – Haselmaus

Lesedauer 3 Minuten

 

    Pummelchen im Haselstrauch

     

    Die Haselmaus:
    Ordnung: Nagetiere
    Familie: Bilche
    Art (wiss.): Muscardinus avellanarius
    Körperlänge: 11 bis 17 cm (mit Schwanz)
    Gewicht: ca. 15 – 40 g

     

    Haselmäuse sind geschickte Kletterer. Nicht der Boden, sondern Bäume, Hecken oder Sträucher gehören zu ihrem Revier. Im Gewirr der Äste lassen sich die possierlichen Tiere jedoch nur schwer entdecken. Das liegt auch daran, dass Haselmäuse etwas tun, für das sie einige von uns vielleicht beneiden: Sie schlafen am Tag und werden erst in der Dämmerung aktiv. Außerdem sind die goldbraunen Pummelchen nicht viel größer, als eine Hausmaus. Der buschige Schwanz macht dabei fast die Hälfte ihrer Körpergröße aus.
     

    Bild von Saguari auf Pixabay

    Neugierige Hobbyforscher brauchen also vor allem gute Augen und ein hellwaches Gemüt. Wer aber das Glück hat, die kleinen Nager zu erspähen, dem fallen sicherlich zuerst schwarze Kulleraugen und die runden Ohren auf.

    Beste Deckung

    Was Ihnen an Größe fehlt, machen die Kletterkünstler mit Vorsicht wett. Denn viele Waldtiere haben sie zum Fressen gern, etwa Wildschweine, Eulen, Wiesel oder der Fuchs. Aus diesem Grunde verstecken sich die geschickten Tiere im Unterholz. Je dichter das Gebüsch, desto besser die Deckung. Brombeersträucher mögen Haselmäuse besonders gern. Ihre Dornen halten hungrige Fressfeinde fern. In Nuss- oder den namensgebenden Haselsträuchern halten sich die kleinsten Vertreter der Bilche ebenfalls oft auf.

    Mit Hilfe ihren beweglichen Zehen klammern sie sich an den Ästen fest. Ihr langer Schwanz ist für das Gleichgewicht zuständig, die schwarzen Tasthaare werden bei der Suche nach Futter eingesetzt. Die Leckermäulchen sind vor allem auf Pflanzenteile spezialisiert, fressen Früchte, Blüten, Samen oder Knospen. Im Herbst lehnen sie auch gehaltvolle Nahrung wie Beeren, Nüsse, Insekten oder Würmer nicht ab. Spätestens dann futtern Haselmäuse wie die Weltmeister. Denn wie alle Bilche halten auch sie ab Oktober ihren Winterschlaf (das haben sie mit den Siebenschläfern gemein).

    Wohl behütet

    Wenn es kälter wird, rollt sich die kleinste Schläferart in ihrem warm ausgepolsterten Kugelnest zusammen und schlummert selig durch bis zum nächsten April (je nach Witterung). Bilche werden deshalb auch Schlafmäuse genannt. Die lange Ruhepause ohne Fressen kostet jedoch Kraft. Oft wiegen die Schlafmützen am Ende nur noch etwa 20 Gramm, etwa so viel wie ein gehäufter Esslöffel Zucker. Für die kleinen Nager ist daher nach dem Aufwachen das Futtern sehr wichtig. Die Gesellschaft von anderen Haselmäusen suchen sie dagegen nicht – außer zur Paarungszeit.

    Geschlechtsreif sind die possierlichen Tiere etwa ein Jahr nach ihrer Geburt, und sie haben ein- bis zweimal pro Jahr Nachwuchs. Pro Wurf kommen durchschnittlich vier nackte und blinde Jungtiere zur Welt. Die zunächst nur etwa Fingernagel großen Mini-Bilche haben den gleichen, gesunden Appetit wie ihre Mutter und wachsen sehr schnell. Spätestens nach etwa acht Wochen erkunden sie die frühlingsfrische Umgebung und klettern schon kurze Zeit später geschickt durch das Unterholz.

    Nicht so aufgeräumt

    Leider werden die Lebensräume der Haselmäuse zunehmend weniger. Für ihre faustgroßen Nester aus Laub, Moos und Gras benötigen sie vor allem dichte Hecken und Büsche. Oft nutzen sie auch Astgabeln oder Löcher in alten Baumstämmen. In diesem so genannten Kobel ziehen sie dann ihren Nachwuchs auf. Den Winterschlaf verbringen die kleinen Bilche dagegen oft am Boden unter Blättern oder in Erdlöchern.

    Darum, liebe Leser: Wenn Sie einen großen Garten haben, pflanzen Sie in diesen bitte auch Laubbäume (wenn möglich), oder in deren Nähe einen Haselnuss- oder Brombeerstrauch. Lassen Sie in geeigneten Ecken auch mal einen Laubhaufen liegen, oder hängen Sie einen Vogelnistkasten auf. Eventuell zieht dann sogar ein schläfriger Untermieter ein!

    Und wer jetzt noch wissen möchte, was die Schläfrigkeit der Haselmaus mit einer verrückten Teeparty und einem Werk der Weltliteratur zu tun hat, der findet die Geschichte unter: https://www.uni-potsdam.de/u/philosophie/fabel/alice.htm.

     
     
    Weitere Infos:

    • https://baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/haselmaus.html
    • https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/haselmaus
    • https://de.wikipedia.org/wiki/Haselmaus
    • Chris Gibson: Naturführer Wildtiere (2005), Verlag Dorling Kindersley Limited, London, S. 73
    • https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/bilche

     
    Bilder:
    Veröffentlichung gemäß „Vereinfachter Pixabay Lizenz“ .
     

       

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