Kerstin Beckert | Wandel der Jahreszeiten: Frühling (2)

Wandel der Jahreszeiten: Frühling (2)

Lesedauer 3 Minuten

Jungvogel auf Abwegen

 

    Wilde Kinderstube

    Im Frühling ist auch bei Tiereltern in unserer heimischen „Wildnis“ einiges los. Ob Füchse, Hasen, Rehe – sie alle bringen ihren Nachwuchs zur Welt. In der Natur herrscht emsiges Treiben, damit die Tierkinder einen guten Start ins Leben haben.

    Dies gilt ebenfalls für die meisten Wildvögel. Manchmal entdecken Spaziergänger jedoch im Gras ein scheinbar verlassenes Nest mit Eiern. Dann ist es gut, zu wissen: Nicht immer besteht hier Handlungsbedarf. Es handelt sich wahrscheinlich um das Nest eines Bodenbrüters, zu denen auch Stockenten, Kiebitz, Rebhuhn oder Feldlerche gehören. In diesem Fall sind die Elterntiere oft nicht weit.
     

    Stockente mit Küken (Bild von Kerstin Beckert)
     
    Ähnliches gilt für die so genannten Ästlinge. Hat das Vögelchen bereits ein ausgebildetes Federkleid und sitzt alleine im Gebüsch, handelt es sich meistens um Vogelteenies, die das Nest bereits verlassen haben. Zwangsläufig hilfsbedürftig sind sie jedoch nicht. Diese so genannten „Scheinweisen“ sind zwar noch nicht flugfähig, werden aber „outdoor“ von ihren Eltern weiter gefüttert, bis sie fliegen können. Und dieses Verhalten hat durchaus seinen Sinn. Auf diese Weise verringert sich das Risiko, dass ein Raubtier gleichzeitig alle Jungtiere aus einem Gelege erbeuten kann.

    Hilflos oder nicht?

    Menschliche Hilfe brauchen Ästlinge normalerweise nicht (wie dies bei den meisten Wildtierkindern der Fall ist). Sitzen sie aber an einer gefährlichen Stelle (etwa mitten auf der Straße oder dem Gehweg) kann man den Federball im Notfall vorsichtig aufheben und ins Nest oder an eine erhöhte Stelle nicht weit vom Fundort setzen. Dazu bitte Handschuhe, Schal, Jacke, Decke, Handtuch oder etwas Ähnliches benutzen. Und bitte darauf achten, das Vögelchen nicht direkt zu berühren. Manchmal können die Tiere auf den Menschen übertragbare Krankheiten haben.

    Grundsätzlich sollten Jungvögel in der Natur bleiben. Es gibt jedoch einige typische Merkmale, an denen man erkennen kann, ob eine medizinische Versorgung durch den Menschen nötig ist oder nicht. Ein Hinweis kann sein, dass das vorhandene Gefieder schmutzig und verklebt ist. Das gleiche gilt für geschwächte oder verletzte Tiere, etwa, wenn das Vogelkind gegen eine Scheibe geflogen ist, in Regentonnen oder Schächten sitzt, wenn ein Beinchen sichtbar gebrochen ist, oder wenn es scheinbar unverletzt von einer Katze oder einem Hund angebracht wird (Quelle: https://www.ighw.org/notfall-hilfe/, siehe unten „Zum guten Schluss“). Auch bei „nackten“ Jungvögeln ohne Federkleid, die auf dem Boden sitzen, ist menschliche Hilfe in jedem Fall nötig. Diese so genannten Nestlinge können sich noch nicht einmal auf den eigenen Beinen halten.

    Expertenrat empfohlen

    Aber auch wenn ein Jungtier sehr geschwächt, verletzt oder krank wirkt, und man sofort helfen möchte: Es einfach so mit nach Hause zu nehmen und aufzupäppeln, empfiehlt sich nicht. Die artgerechte Aufzucht der Vogelkinder erfordert viel Erfahrung und umfangreiche Kenntnisse. So ist es z.B. falsch, einem Vögelchen Wasser oder Milch zu geben, die Tiere ersticken daran. Experten wie Janice Pahl vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfehlen daher, sich auf jeden Fall vor dem Eingreifen an eine Tierauffangstation zu wenden – und mit der sicherlich gut gemeinten Hilfe zunächst noch zu warten.

    Viele Naturschutzorganisationen arbeiten mit Auffangstationen zusammen, die genau wissen, was bei dem kleinen Wurm zu tun ist. Ein paar Tipps zur Suche habe ich in meiner Linksammlung unten zusammengestellt. Weitere Adressen erfahren Interessierte aber auch beim Tierarzt ihres Vertrauens, oder bei Tierschutzvereinen. Zudem können die Kontaktdaten bei Zoos und Naturschutzbehörden erfragt werden.

    Zum guten Schluss

    Gerade beim Thema „Verletzte Wildtiere“ gibt es einiges zu bedenken, und doch so viele verschiedene Informationen, die kursieren. Daher hier ein persönlicher Tipp: die Notfallbroschüre von der Interessengemeinschaft Hessischer Wildtierpfleger (IGHW). Die PDF trägt den Titel „Wildtiernotfall – was muss ich beachten“ und enthält meiner Meinung nach tolle Hinweise zur Bergung und Erstversorgung von gefundenen Wildtieren.

    Download der PDF unter https://www.ighw.org/notfall-hilfe/

     
     
    Eine Auswahl weiterer Links:

 

 
 

 

 

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